Ein sehr persönlicher
Reisebericht über einen Traum-Skandinavien-Urlaub von Dieti und
Otto
Seit Jahren sind wir Skandinavien-Fans (Otto besonders lange, hat er
doch schon als Student einmal in Lulea gearbeitet) - und immer war es
unser Traum, einmal Skandinavien zur Zeit der Sommersonnenwende zu
erleben.
Heuer war es endlich so weit - angeregt auch durch das Programm von
Jörgen Mortensson und seiner "arctic tour" - beschlossen wir:
"jetzt oder nie" . Durch E-Mail-Kontakte mit Jörgen Mortensson und
seinem Nord-Skandinavien-Spezialisten Jan Gaute Buvik erreichten
wir die Zusage, dass wir an den OL-Events dieser Arctic-Tour teilnehmen
durften, obwohl wir mit unserem eigenen PKW + Wohnwagen unterwegs
waren und auch sonst unsere "Eigenständigkeit " bewahren
wollten.
Am 13. 6. 07 ging es von Klagenfurt aus los - unser oberster Vorsatz
war: trotz der weiten Strecken nie länger als 6 Stunden
Autofahrt pro Tag. Unsere "Fixtermine" waren:
18. 6. Fähre Frederikshavn-Oslo, 24. 6. Treffen mit den
Arctic-Tour-Teilnehmern in Korgen (Training), 30. 6. Beginn des
Midnattssolgaloppen und dann natürlich noch 8. 7. World
Masters in Kuusamo.
Nach gemütlichen Etappen durch Deutschland - wieder einmal haben
wir festgestellt, was für schöne Städte und Wälder
unsere Nachbarn zu bieten haben - erreichten wir Frederikshavn,
wo wir unsere ersten "Rast-Tage" einlegten.
den Palmenstrand in
Frederikshavn gibt's
tatsächlich - und bei einem improvisierten OL in den
Wanderdünen von Skagen (mit Wanderkarte vom Tourismusbüro)
war das Schwierigste, unser Auto wiederzufinden.
Am 18. 6. ging es dann mit der Fähre nach Oslo, wo wir wieder 2
Tage blieben, um Stadt und Umgebung zu besichtigen.
die Stabkirche aus Gol
im Bygdoy - Folkemuseum, "Slott",
Holmenkollen (...dahin sind wir, nach den Stadt-Sightseeing-Strapazen,
von unserem Campingplatz Bogstadt hinaufgelaufen).
Danach ging es in 2 Etappen weiter Richtung Mo i Rana und Korgen - das
Wetter war wunderschön und die Landschaft ist einfach traumhaft!
Fast nach jeder Straßenkurve wieder ein herrlicher Anblick!
Gudbrandsdalen -
der Rondane-Nationalpark - Dovre-Fjell.
Am 23. kamen wir dann, wie geplant, in Korgen (Nähe Mo i Rana, der
Polarkreis-Stadt) an - also, ein Traum schon erreicht : Mitsommernacht
in Nordnorwegen!
.... und das wurde
typisch österreichisch gefeiert: mit einem
Spitzenwein aus Carnuntum und Palatschinken!
In Korgen besuchte uns dann,
wie vereinbart, auch Jan Gaute und brachte uns Trainingskarten,
viele gute Tipps und die Infos, wie die Trainings der Arctic Tour
ablaufen sollten. Für das Training mit dem OL-Verein von Korgen am
25. wurde dann vereinbart, genauen Zeitpunkt u.s.w. per Handy-Kontakt
zu erfahren (die Teilnehmer der Arctic-Tour sollten an diesem Tag
anreisen, der Zeitplan wurde auf sie abgestimmt)
Nachdem bisher alles so wunderschön geklappt hatte, war es ja fast
an der Zeit, dass einmal kleine Ärgernisse auftraten: in der
Früh des 25. erhielt ich eine SMS von ONE, dass aus
"Sicherheitsgründen" mein Handy gesperrt werde - "Setzen Sie
sich mit Ihrem ONE-Team in Verbindung" - sehr witzig!!! - in
einer einsamen Gegend am Polarkreis - die Sperre ließ sich
übrigens trotz diverser Interventionen während des ganzen
Norwegen-Aufenthaltes nicht mehr ändern, erst in Finnland
funktionierte es wieder!) - So wurde die Kommunikation mit den
Arctic-Tour-Teilnehmern etwas schwierig.
Trotzdem fanden wir den Treffpunkt fürs Training - von dort wurden
wir mit einem Kleinbus zum Start gebracht , dabei ging leider etwas
daneben (es kann doch nicht jeder Norweger Englisch) -es gab 2 Starts
- wir wurden aber aufs Korgen-Fjell zum Elite-Start in 500 m
Seehöhe gekarrt (haben wir so schnell ausgeschaut??) - das ist in
diesen Breitegraden Hochgebirge, es gab auch noch eine geschlossene
Schneedecke, wodurch die Feinheiten der Karte noch viel schwerer zu
erkennen waren - Otto hat es trotzdem ins Ziel geschafft - ich habe(
Schnee, Erschöpfung, viele Fehler -> langsam aufkommende Panik
in totaler Einsamkeit - kein Mensch mehr zu sehen - ein sicheres
Zeichen, dass ich ziemlich "ausgeritten" war) irgendwann Gott sei
Dank wenigstens wieder zur Autostraße gefunden und bin ziemlich
gedemütigt so wieder ins Ziel gejoggt.
Kartenbeispiele
Nach dem Trainingsaufenthalt in Korgen
waren die LOFOTEN unser nächstes Traum-Ziel(schon norwegische
OL-Freunde haben uns vor Jahren gesagt, die Lofoten muss man einfach
gesehen haben!) - und es war dort so märchenhaft
schön, dass wir unbedingt wieder hinwollen!!!!
Einfahrt in den Hafen
Svolvaer - da macht sogar Autofahren Spaß -
Abendstimmung am Campingplatz Sandvika
Unsere anfänglichen Befürchtungen (wie werden dort die
Straßen sein, wird man dort überhaupt wo laufen, biken
können....) haben sich als völlig unnötig
herausgestellt. Die Straßen sind überhaupt in ganz Norwegen
hervorragend,
in den letzten Jahren wurde viel vom Erdöl-Reichtum des Landes in
den Ausbau des Straßen-Netzes gesteckt - und auch die Versorgung
hat sich seit unserem letzten Norwegen-Urlaub (ich glaube ca. 1985?)
sehr verbessert - in den Supermärkten z.B. in Svolvaer
(Lofoten) gab es Angebote, die unseren Interspar- oder
Merkur-Märkten mindestens gleichwertig waren! Nur das Bier
war sauteuer! ( 1/2l-Dose ca. 3 € im Supermarkt)
Lofoten-Eindrücke
am nächsten Tag: Hamnoy, Reine,
Nussfjord....
"stoccafisso" im
Ursprungsland
(dafür zahlen Italiener dann ein Vermögen) - und der Strand
auf der Westseite, von dem aus man laut Jan Gaute die Mitternachtssonne
besonders genießen könne (war uns dann aber zu anstrengend,
dort um Mitternacht hinzufahren .... "was brauch i um Mitternacht
di Sonn?" - es war auch bei Tag ein Erlebnis!)
Schweren Herzens nahmen wir von dieser Traumlandschaft Abschied - aber
es warteten ja schon die nächsten Abenteuer auf uns - der
4-Tage-Lauf "Midnattssol-Galoppen) in Bjerkvik und Tromsö.
Die ersten 2 Läufe fanden in einer traumhaften Hochmoor-Landschaft
bei Bjerkvik statt - und dort trafen wir auch, wie vereinbart,
Barbara und Gottfried , die per Bahn nach Narvik gekommen waren
und sich hier der Arctic-Tour angeschlossen haben
Eindrücke vom
Zielgelände in Bjerkvik
Und nun zu den OLs (jeweils die Bahn D 60): Etappe 1 -
Bjerkvik
Etappe 2, Bjerkvik -
beachtet
die Bahnanlage 7
auf
8!!! Für diese Flusspassage hätte man uns in Ö. im
Diskussionsforum "zerrissen"!!!
Schon in der Läuferinfo wurden wir aufmerksam gemacht, dass die
Bäche und Flüsse wegen des ungewöhnlich warmen Wetters
und der dadurch verstärkten Schneeschmelze Hochwasser
führen. Diese Querung jedenfalls war zwar mit Seilen
abgesichert, es waren auch Soldaten mit Schwimmwesten vor Ort -
aber es half nichts, man musste brusthoch durchs Eiswasser
(Kinder sah ich überhaupt schwimmen!)
- und das weit! In meinem Kälteschock habe ich jedenfalls dann
vergessen, den Posten 8 zu stempeln - schade, sonst ist es mir
nämlich recht gut gegangen...
Aber getröstet hat
mich rasch die
wunderschöne Landschaft (hier ein Blick Richtung Narvik) und
ein Spätabend-Spaziergang im allgegenwärtigen
Sonnenschein.
Am nächsten Tag ging es dann schon weiter nach Tromsö,
dem Austragungsort der 3. und 4. Etappe und dem nördlichsten Punkt
unserer Reise.
Hier fand ja schon am Abend der echte Midnattssolgaloppen statt, erster
Start um 22 Uhr. Ziemlich geschockt waren wir, als der Campingplatz von
Tromsö sich als "gedroschen voll" herausstellte - nichts
für uns, die wir bisher in totaler Einsamkeit campiert hatten
-
aber Gott sei Dank haben wir uns aufgerafft und den etwas entfernteren
in Skittenelv ausgewählt, wo wir wieder ein paar herrliche
Tage verbracht haben.
Wie man sieht, haben
auch die Lappen den Tourismus entdeckt
- - und unser Glücksgriff Camping Skittenelv
(man beachte: Bikini-Wetter 700 km nördlich des
Polarkreises! - und die Hurtig-Route führt auch direkt an unserer
Nase vorbei !
Und am Abend ging es dann zum eigentlichen Midnattssolgaloppen -
erster Start um 22 Uhr, und das bei Sonnenschein!
Stimmung im
Zielgelände (übrigens sehr bescheidene Infrastruktur für
einen so großen Lauf!) - und die Heimkehr vom Lauf um ca. 1.30 in
der Früh
Etappe 3, Tromsö (blau die Bahn H 65, Otto's Karte war
unauffindbar)::
Der nächste Tag war ein Rasttag, wir nützten ihn
tatsächlich zum Ausruhen - und am Abend ging es gemeinsam mit der
"Arctic Tour" zu einem Buffet bei MACK, der nördlichsten
Bierbrauerei der Welt (sehr gutes, sehr teures Bier!)
Die Eiskristall-Kirche - der in N-Norwegen
allgegenwärtige
Eisbär - Jörgen + Gottfried beim Abend-Bier
Am nächsten Tag folgte dann der Abschluss des 4-Tage-Laufes, im
grellen Tageslicht war die Infrastruktur noch ein bisschen
ernüchternder und die Gelsen extrem aktiv!!
Die meisten Teilnehmer
lagerten in einer staubigen, aufgelassenen Schottergrube(unromantisch)
- wir haben uns in die Büsche geflüchtet, das aber nur
dank Barbaras Gelsen-Spray überlebt - und ein Eindruck vom
Zieleinlauf
Etappe 4:
Nun hieß es Abschied nehmen vom
nördlichsten Punkt unserer Reise - faszinierend war wirklich die
völlige Tag-Helligkeit während 24 Stunden und die
unvergesslichen Farb- und Licht-Eindrücke durch die tiefstehende
Sonne!!
Die nächste Etappe führte uns ins
Drei-Länder-Eck N - S - F nach Kilpisjärvi(Finnland).
Noch immer bei für diese Breiten unnatürlich warmem und
schönem Wetter! (24 Grad !!)
Ein eigenartiger "Klettersteig" auf den Saanna, den heiligen Berg der
Samen - 3 Länder auf einen Blick - Gipfel des Saanna
Zur Mitsommernacht wird hier
alljährlich eine 3-Tage-Veranstaltung aufgezogen: Berglauf auf den
Saanna, Langlaufrennen und 1 OL !!! Das hat uns ein Finne
erzählt, den wir unterwegs getroffen haben.
Leider ausgelassen haben wir den Trainingslauf im
3-Länder-Gebiet, der laut Barbara und Gottfried ein Erlebnis war
(Start war nur per Schiff erreichbar, auch die Rückkehr zum
Auto) - uns erschien die Zeitplanung ein
bisschen unsicher und der nächste Fixtermin war
Kuusamo am übernächsten Tag und die weite Strecke
dorthin wollten wir stressfrei bewältigen..
Unsere ersten Eindrücke von Finnland :
Endlose, gerade
Straßen (ermüdend) - viele Gelsen - viele Rentiere
(angeblich nicht gefährlich - fürs Auto - solange sie den
Kopf unten haben, also grasen - finnische Weisheit)
In Ruka/Kuusamo haben wir wieder einen romantischen Campingplatz
gesucht und gefunden, an See und Langlaufloipe gelegen:
"Rentiergarantie" hatten
wir morgens u. abends - Start der Loipe vor der Nase - und
die Loipe selbst muss im Winter ein Traum sein!
Wieder gab es zum "Aufwärmen" einen
Mitsommernachtslauf, Start und Ziel direkt bei der Sprungschanze von
Ruka/Kuusamo:
Die Sprungschanze -
Zieleinlauf am späten Abend - und das finnische Bier ist auch gut
und um einiges billiger als in Norwegen, stellten wir um Mitternacht
fest
Sehr verwirrend war allerdings die Pflichtstrecke von 11 auf 12
(nirgends
angekündigt)
Die Qualiläufe waren leider
ziemlich verregnet - aber was will man denn, seit Oslo hatten wir
keinen Regentropfen mehr gesehen!! Außerdem gab es bei den Starts
teilweise chaotische Verhältnisse(überforderte Starter,
Durcheinander, Start zu falschen Zeiten), bitter für alle, die
wirklich ganz vorne mitlaufen!
Viele haben uns um unser Fischerzelt beneidet, das uns
seit Jahren gute Dienste leistet - und ein Eindruck vom Zieleinlauf
:
Quali 1
Quali 2
Den Ruhetag nützten wir noch einmal zum Erkunden der Umgebung:
Rentieren
begegnet man hier überall - ein typischer finnischer See - an der
russischen Grenze im Oulanka-NP
Und dann das "dicke Ende" am Freitag, den 13. !! das große
Finale:
Ich hatte eine sehr späte Startzeit und wartete daher im
Zieleinlauf, konnte mir nicht erklären, wo Otto so lange blieb bis
ich ihn dann blutüberströmt ins Ziel kommen sah! Bei einem
Sturz in abgeholztem Dickicht hatte er sich mit einem Ast die
Wange komplett durchgestochen und gleich noch 2 Zähne
ausgeschlagen!
Nach längerem Aufenthalt im Sani-Zelt und einigem Hin u. Her
(Krankenhaus oder nicht) erklärte sich ein finnischer Arzt
bereit, ihm die Wunde vor Ort zu nähen ( hat das übrigens
wunderbar gemacht), es verlief alles völlig unbürokratisch,
keine Kosten, nicht einmal die E-Card wurde verlangt!!
Anschließend wollte er ihn noch zu einem Zahnarzt in Kuusamo
weiterüberweisen - auch das wäre an einem Freitag Abend
möglich gewesen! - Otto hat dann aber verweigert
Zieleinlauf
von Max - von Gottfried mit Rentiergeweih!! - und von Otto (das
Blut sieht man am Foto gar nicht)
Nachdem das Schicksal von Otto
medizinisch abgeklärt war, schaffte ich es sogar noch, zum
Start zu meinem
Finallauf zurechtzukommen (allerdings nicht besonders motiviert):
Bei unserer
abendlichen Krisensitzung entschieden
wir uns für eine raschere Heimfahrt - zwar, wie geplant,
über
Schweden, aber ohne die vorgesehenen längeren Aufenthalte.
Wie wir in Schweden außerdem feststellten, hatte hier inzwischen
voller Ferienbetrieb eingesetzt - aus war es mit Einsamkeit und Ruhe,
die wir in Norwegen so genossen und geschätzt hatten. So
fiel uns die schnellere
Heim-Reise nicht besonders schwer! (in Lulea, wo wir eigentlich noch
einmal
länger bleiben wollten, gab es nicht einmal einen Stellplatz auf
einem Campingplatz), wir entschlossen uns deshalb doch für
eine Route im Inland über
Schwedisch-Lappland
Otto
leidet sichtlich - Schwedisch-Lappland bei Älvsbyn - und wieder
einmal nur Elche aus Holz gesehen (in Arvidsjaur)
Durchs Inland weiter, vorbei am
Siljan-See (Trubel wie am Wörthersee!!), Vänern, über
die Sundbrücke nach Kopenhagen, noch eine Rast in Puttgarden
... und wieder zuhause!
... und schnell zum Zahnarzt (Termin schon unterwegs vereinbart)
Sundbrücke
nach Kopenhagen - Abendstimmung in Putgarden (das erste Mal wieder
dunkel!!) und unser treues Gespann, das uns 10 000 km nicht im Stich
gelassen hat